48 Süddeutsche Meistertitel auf dem Konto der Rheinbrüder

Tim Bechtold

Die Süddeutschen Meisterschaften in Mannheim-Sandhofen bildeten auch in diesem Jahr den Höhepunkt für die Nachwuchskanuten bis zur Altersklasse 12. Für alle anderen Sportler war es eine wichtige Standortbestimmung auf dem Weg zu den Deutschen Meisterschaften Ende August in Brandenburg. Die Rheinbrüder stellten wieder einmal mit über 60 Athletinnen und Athleten das größte Team in Süddeutschland und auch ihrem Ruf als Medaillensammler kamen die Karlsruher Kanuten erneut nach. Insgesamt standen am Ende der Meisterschaft 49 Titel, 36 Vizemeisterschaften und 30 Bronzeränge in der Ergebnisliste und auf dem Konto der Rheinbrüder. Die Junioren-WM-Teilnehmer Jochen Wiehn und Tim Bechtold überzeugten mit je sechs Süddeutschen Meistertiteln.

Das Leistungsklasse-Team der Rheinbrüder nahm nur dezimiert teil, da Sarah Brüßler mit der A-Nationalmannschaft unterwegs war und die U23 EM-Teilnehmer Jan Bechtold und Greta Köszeghy im Trainingslager vor den Europameisterschaften weilten. Die U23 WM-Starterinnen Katinka Hofmann und Xenia Jost nahmen aus trainingsmethodischen Gründen auch nur an einem Tag bzw. an zwei Rennen teil.

Herausragend präsentierte sich bei den Titelkämpfen Saeid Fazloula, der sich im Einerkajak über 500, 1.000 und 5.000 Meter den Sieg schnappte und den vierten Titel mit seinem Vereinskameraden Alexej Karle über 1.000 Meter gewann. Über 500 Meter mussten die beiden mit der Silbermedaille vorlieb nehmen, diese sicherte sich das Duo ebenso im Viererkajak der Renngemeinschaft Baden-Württemberg zusammen mit Tomislav Jost und dem Neckarsulmer Pascal Löffelhardt über 500 und 1.000 Meter. Karle baute seine Silbersammlung zudem mit dem Vize-Titel im Einerkajak über 5.000 Meter aus und gewann über den Kilometer Bronze. 

Vier Titel erkämpfte sich Simon Krautloher bei den Canadier-Herren. Dabei dominierte er die Einer Konkurrenz über alle Strecken. 

Für die U23-WM-Athletinnen Katinka Hofmann und Xenia Jost waren die Süddeutschen Meisterschaften eine willkommene Trainingsabwechslung. Gemeinsam siegten sie im Zweierkajak über 500 Meter und machten die Plätze eins (Hofmann) und zwei (Jost) im Einerkajak über 1.000 Meter unter sich aus. 

Jochen Wiehn und Tim Bechtold größte Medaillenhamster
In der Juniorenklasse im Alter zwischen 17 und 18 Jahren gingen insgesamt 19 Goldmedaillen nach Karlsruhe. Mit weiteren neun Vize-Meisterschaften und sechs Bronzerängen zählten die Junioren zu den eifrigsten Medaillensammlern aus dem Rheinhafen. Allen voran prägten die Erfolgsbilanz die Nationalfahrer Jochen Wiehn (6), Tim Bechtold (5) und die European Olympics Teilnehmerin Maya Miller (4). Doch auch Monika Plesa konnte mit drei Titeln in den Mannschaftsbooten der RG Baden-Württemberg und drei Medaillen im Einerkajak ihre Extraklasse unter Beweis stellen. 

Jochen Wiehn

In den Viererkajaks der RG Baden-Württemberg konnten sich zudem Miko Herrmann und Pascal Dohle sowie die Jugendfahrerin Gabrijela Jost über den Titel auf der 500 Meterdistanz freuen. Der erst dieses Jahr zu den Rheinbrüdern gestoßene Schwörstädter Pascal Dohle glänzte zudem im 1.000 Metervierer und mit einem starken Auftritt im Sprinteiner auf dem Bronzerang. 

Mit in den Siegbooten saßen jeweils die Titelträger Monika Plesa und Jochen Wiehn. Dass Karlsruhe in dieser Altersklasse einen starken Kader besitzt, zeigten zudem die Ergebnisse im Einerkajak, denn auch die weiteren Athleten standen Reihenweise auf dem Siegerpodium. Besonders auf sich aufmerksam machten hier Victoria Ungemach mit dem Sieg im Einerkajak über 500 Meter und Zoe Köszeghy mit dem Titelgewinn über die Sprintdistanz. Vivien Heinig (2. Platz 1.000 Meter) sowie Mico Herrmann (3. Platz 5.000 Meter) komplettierten diesen Eindruck mit ihren starken Einerkajak-Auftritten.

Für den WM-Starter Tim Bechtold fehlte leider die starke Konkurrenz aus dem Osten. So waren die vier Goldmedaillen über die 200, 500, 1.000 und 5.000 Meter im Einercanadier eher ein Schaulaufen. Die beiden weiteren Titel sammelte er zum einen mit Leander Köszeghy (Heilbronn) im Zweier über 500 Meter in der Juniorenklasse, zum anderen stieg er mit Leistungsklassefahrer Simon Krautloher ins Boot und entschied mit einem Start-Ziel-Sieg die Meisterschaft vor den beiden Boden von der RG Bayern. 

Acht Goldmedaillen in der Jugendklasse
Mit 15 und 16 Jahren fährt man im Kanurennsport in der Jugendklasse. Mit Gesine Ragwitz fehlte zwar die Leistungsträgerin in dieser Altersklasse, da sich die 16-jährige OHG Schülerin für die Junioren EM qualifizieren konnte, aber Medaillen regnete es trotzdem.

Bei den Jungs gab es nach einem Start-Ziel-Sieg für Nicola Höninger, Paul Grosser, Semen Mochkin und ihrem Heilbronner Partner Jonathan Breitenbach im Viererkajak die Goldmedaille auf der 5.000 Meterdistanz. Ebenfalls auf der Langstrecke kam Julie Gruner zusammen mit ihrer Koblenzer Partnerin Jil Rübel als erste über die Ziellinie. 

Den dritten Titel der Jugendklasse steuerte Gabrijela Jost im Sprintzweier mit der Mannheimerin Lucienne Gola bei. Im gleichen Rennen sammelten Liza Kornienko und Jil Rüber (KT Meddernisch) die Silber- und Julie Gruner und Paula Maurer die Bronzemedaille für das Konto der Rheinbrüder.

Die vom KC Lampertheim zu den Rheinbrüdern gekommene Maurer schaffte außerdem das Kunststück, sich in allen Einerkajak-Entscheidungen auf dem Podium zu platzieren, denn sie erkämpfte sich die Vizemeisterschaften über die 500, 1.000 und 5.000 Meter und auch bei den 200 Metern gelang ihr, hinter Vereinskameradin Gabrijela Jost, der Sprung auf den Bronzerang. 

In der männlichen Jugend konnte Nicola Höninger im Einerkajak über 200 und im Zweier über 1.000 Meter mit Bronze und – ebenso im Zweierkajak – über 500 Meter mit Silber eindrucksvoll in den Kleinbooten zeigen, dass er nach längerem krankheitsbedingtem Trainingsausfall wieder auf einem guten Weg ist. Zum Abschluss gab es für den Ausdauerspezialisten Sten Groneberg über 5.000 Meter die Bronzemedaille im Einerkajak. Insgesamt konnte sich die Mannschaft der Jugendtrainer Yannik Hofmann und Dominik Ziegler über drei Titel, neun Vizemeisterschaften und acht Bronzeränge freuen. 

Schülerinnen A geben Hoffnung für die Zukunft
Kommt man derzeit auf die Altersklasse 13 und 14 im Rheinhafen zu sprechen, bekommt Trainerin Nina Ehrenfried glänzende Augen und ein Strahlen zieht sich über ihr Gesicht. „Da sind schon einige hoffnungsvolle Talente dabei!“, stellt die ehemalige Deutsche Meisterin, die seit dieser Saison hauptberuflich als Landestrainerin im Rheinhafen arbeitet, heraus und ergänzt: „insbesondere die Anzahl der talentierten Mädchen stimmt mich sehr zuversichtlich.“ 

Im Jahrgang 2005 gingen die ersten fünf Plätze im Kanu-Mehrkampf (KMK) an die Rheinbrüder. Pia Zocher vor Jette Brucker, Juliane Stein, Leni Gruner und Zoe Heß war am Ende die Reihenfolge auf der Siegerliste. Auch in den Großbooten spiegelte sich die hohe Leistungsdichte in Baden-Württemberg wieder. Bei den Schülerinnen gingen alle drei Plätze auf dem Podium an das Kanu Team BW. Mit Anna Altneder, Zoe Heß und Jette Brucker waren fast alle aus dem siegreichen Boot aus Karlsruhe. Der Vizetitel ging mit Juliane Stein, Luisa Hörner, Pia Zocher und Viola Varallyai an ein reines Rheinbrüder Boot und auch im Bronzevierer saßen mit Leni Gruner, Sarah Gundert und Emma Rentz drei Athletinnen aus dem Rheinhafen. Pia Zocher dominierte zudem in den Zweierkajaks. Sie holte den Titel über 500 Meter mit Leni Gruner und über die Langstrecke mit Jette Brucker. In beiden Entscheidungen ging auch der Silberrang mit Jette Brucker/Juliane Stein (500) und  Zoe Heß/Juliane Stein (2.000) an die Rheinbrüder. Mit Leni Gruners Sieg im Einerkajak über 2.000 Meter wurde die Goldmedaillensammlung bei den Schülerinnen auf sechs geschraubt. 

Bei den männlichen Schüler A ist das Team nicht ganz so groß, aber mit Lukas Schneider als Sieger im Kanu-Mehrkampf und im Viererkajak über 500 Meter ist jedoch ebenfalls ein Kanutalent an Bord. Schneider konnte im Viererkajak über die zwei Kilometer zudem mit Leon Heinig, ein weiterer Karlsruher, die Kanuteam-Flotte versilbern.

Dass die Rheinbrüder eigentlich kein traditioneller Canadierverein sind, ist beim Anblick auf die Ergebnistabellen der männlichen Schüler A kaum vorstellbar. Fest in grün-weißer Hand lagen die Entscheidungen in Mannheim. Und so scheffelten Amir Grobeljic, Vince Varallyai, Bennet Hasselhorst, Alan Heidl und Vincent Hotz insgesamt sechs Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen über 500, 2.000 und durch den Kanu-Mehrkampf. Bester Canadierfahrer war hier Vince Varallyai, der DM Dritte von 2018, der die 500 Meter und den Mehrkampf für sich entschied. 

Saisonhöhepunkt für die Kleinsten
Für alle Nachwuchssportler, die nach 2006 geboren sind, bildeten die Süddeutschen Meisterschaften den Saisonhöhepunkt. Lou Neumann machte dabei auf sich aufmerksam, indem sie einen ganzen Medaillensatz gewinnen konnte. In der Altersklasse 11 wurde sie KMK-Siegerin und holte Silber mit dem Viererkajak über 500 Meter gemeinsam mit ihren Vereinskameradinnen Cheyenne Heidl, Timea Ferger und Undine Horakh. Mit Undine komplettierte sie dann den Medaillensatz mit Bronze im Zweierkajak über die 2.000 Meter. 

Der B-Schülerinnen Viererkajak mit Pauline Voigt, Emelie Göttert, Alina Riess und Emily Glutsch erpaddelte die Goldmedaille über die zwei Kilometer. Diana Riess gelang in der Altersklasse 9 im Kanu-Mehrkampf der Sprung auf den Silberrang. Ebenfalls silbrig glänzte nach dem KMK der Altersklasse 8 die Medaille um Ajla Gobeljics Hals. Eine weitere Silbermedaille sammelten Simon Schuler, Moritz Hörner, Noah Schempp und Pascal Zikofsky, sowie eine Bronzemedaille durch Nicolas Drogi, Jason Milner, Kilian Wild und Justus Zocher im Viererkajak über 500 Meter. Je einen Bronzerang erreichten Schuler und Hörner außerdem im Zweierkajak über 500 Meter und der Viererkajak über die Langstrecke mit Philipp Kernich, Julius Petrisch, Lorenz Basler und abermals Moritz Hörner. 

„Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft, alle haben ihr Bestes gegeben und sich hervorragend auf den Süddeutschen Meisterschaften präsentiert. Unser Trainerteam, aber auch unsere vielen ehrenamtlichen Helfer haben hervorragend gearbeitet und den verdienten Erfolg mit dem Medaillenregen bekommen. Insbesondere im B-und A-Schülerbereich haben wir an Teilnehmern enorm zugelegt. Jetzt gilt es, weiter an der Form in Richtung Deutsche Meisterschaften zu feilen, um auch auf dem Saisonhöhepunkt zu glänzen“, bilanzierte ein sichtlich zufriedener Rheinbrüder Chefcoach Detlef Hofmann. 
MaT

Fotos in der Galerie: ©Martina Dohle